Die Zukunft des Alters

Gedanken unseres Gründungsmitglieds  Prof. Dr. Erhard Olbrich

 

Hören wir einmal auf die vielen Stimmen, die am Beginn des 21. Jahrhunderts über die Zukunft der alten Menschen sprechen, dann können wir die Sozialpolitiker nicht überhören, die eine verbesserte materielle Sicherheit versprechen, mehr Institutionen für alte Menschen fordern und sie zusammen mit weitsichtigen Unternehmern bauen lassen, dies manchmal vernetzt mit ambulanten Hilfsdiensten und mit Nachbarschaftshilfen, die den längstmöglichen Erhalt der Autonomie erlauben. Aus der medizinischen Forschung werden wir über Fortschritte im Kampf gegen Krankheiten informiert, unsere Hoffnungen auf eine weitere Verlängerung der menschlichen Lebensspanne wird genährt. Techniker werden zusammen mit Gerontologen ergonomische Verbesserungen in einer barrierefreien Umwelt planen oder das intelligente Haus der Zukunft vorstellen. Wir werden über die Verringerung von Distanzen lernen, die im Verkehr oder auch in den alten und den neuen Medien bei Kommunikation und Interaktion möglich werden - das auch und gerade im Feld der Gesundheit.

 

Stellen wir solchen Aufzählungen von instrumentellen Maßnahmen zur Verringerung von Defiziten des Alters aber einmal die lebendigen Anliegen alter Menschen im 21. Jahrhundert gegenüber, dann hören wir ganz andere Themen. Die Menschen äußern den Wunsch nach lebendigen Sozialkontakten, sozialer Unterstützung, emotionaler Nähe und „innerer“ Sicherheit. Ängste werden geäußert, die kaum einmal von Versicherungen behoben, wohl aber durch die Erfahrung von Geborgenheit im Anderen gemildert werden können. Wir erfahren, dass alte Menschen Empathie ersehnen und auch geben möchten. Manchmal wird Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur als Anliegen geäußert, und gute Beziehungen zwischen Religionen, Rassen oder auch Spezies werden ebenso genannt wie eine innere Aussöhnung von gelungenem und misslungenem Verhalten in der eigenen Biografie.

 

Beide Themenbereiche verlangen und verdienen Beachtung, und dies ausdrücklich differentiell. Sie müssen ganz schlicht von einer Sensibilisierung für die Kompetenzen des alten Menschen, ausdrücklich auch von Demenz-Kranken ausgehen, die wir beispielsweise beim Streicheln eines Babys oder eines freundlichen Hundes, beim Mitschwingen mit vertrauter Musik, dem Eingehen auf das Snoezelen, beim Auffassen der Stimmung eines authentischen Gegenübers, bei der emotional getönten Reaktion auf vertraute Interaktionsangebote erkennen. Mag auch die rational geprägte Ich-Kontrolle irreversibel eingeschränkt sein, Tiefenschichten des Nervensystems bleiben ansprechbar und „wollen“ reagieren. Es gilt generell, eine sozial-emotionale ebenso wie eine physische Umgebung zu schaffen, die jene Erlebens- und Verhaltensweisen des alt gewordenen Individuums fördern, die ihm nach wie vor seine ihm mögliche Lebensgestaltung ermöglichen. Das lässt Abstand von der Beurteilung alter Menschen nach ihrer Effizienz nehmen, es erlaubt Beziehungen, die ihnen eine andere Form „gebraucht zu werden“ nicht nur zugesteht, sondern ihre nach wie vor bestehende Sorgen um Enkel, Kinder, aber auch für Tiere und Natur als eine Form der sozialen Liebe annimmt und dankbar zurück meldet. Wir müssen lernen Licht und Schatten des Alterns zu begreifen. Dies führt letztlich zu einer Ausgewogenheit, die eine umfassende Akzeptanz des letzten Lebensabschnittes von Menschen ermöglicht. Dies ist Ziel und Arbeit unseres Vereins Demenz und Familie e.V..

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